Landschaft

Von Westen her tauchen die Alpen unter die Erdoberfläche, von Osten reicht die Ungarische Tiefebene hier bis nach Österreich.
Ein Grenzraum der Natur
Am Schilfgürtel des Neusiedler Sees, an den Salzlacken, auf den Hutweiden, am Sand des Seedamms, auf Feuchtwiesen und im Niedermoor des Hanságs treffen Tier und Pflanzenarten aus beiden Richtungen aufeinander – in einer für Europa einzigartigen Vielfalt. Und mit seiner Trittsteinfunktion für den Vogelzug zwischen Nordeuropa und Afrika spielt das Gebiet eine große Rolle im internationalen Naturschutz.

Naturbegeisterte aus aller Welt fühlen sich von Lebensraumtypen angezogen, die in jeder Hinsicht exotisch wirken. Vor allem Vogelbeobachter kommen im Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel mit seinen Lacken, Salzwiesen, Hutweiden und ausgedehnten Schilfflächen auf ihre Kosten. Die mosaikartig strukturierte Kulturlandschaft am Westufer des Sees ist geprägt von sanften Hügeln mit Trockenrasenflächen mit botanischen und zoologischen Kostbarkeiten.
Erlebbar sind diese Ökosysteme das ganze Jahr über, und Tiere lassen sich hier – im Gegensatz zu Wäldern und Gebirgsregionen – mit Fernglas und Spektiv vom Weg aus beobachten.

Nutzung prägt die Landschaft
Manfred Horvath Photographie - www.manfredhorvath.at
Manfred Horvath Photographie - www.manfredhorvath.at
Charakteristisch für die Region Neusiedler See ist die Abfolge unterschiedlicher Kulturlandschaftstypen: vom Seewinkel über das Seevorgelände zum Schilfgürtel mit seinen Kanälen und Blänken, die vorwiegend landwirtschaftlich genutzten ebenen Lagen – wo die meisten Ortschaften liegen – und die strukturreiche Weinlandschaft bis hin zu den bewaldeten Kuppen des Leithagebirges und des Ruster Hügellandes und den dortigen Kalksandsteinbrüchen. All diese Landschaftselemente geben Zeugnis von der bisherigen Nutzung, die teils wenige Jahrzehnte, teils viele Jahrhunderte andauerte.

Von der Weinkultur zum Weinerlebnis
Die Weinkultur ist historisches Erbe – und gleichzeitig Zukunftspotenzial der Welterbe-Kulturlandschaft. Schon die Kelten nutzten die idealen Boden- und Klimabedingungen für den Weinbau, es folgten die Römer, und ab dem 16. Jhdt. führte ein Aufschwung der Weinwirtschaft zur Errichtung prunkvoller Bürgerhäuser in manchen Seegemeinden. Heute zählen diese Gebäude zum touristisch attraktiven Ortsbild. Vinotheken wurden meist in historisch wertvollen Gebäuden eingerichtet, und im Ruster Seehof hat die Österreichische Weinakademie ihren Sitz. Sie ist Zentrum eines zunehmend internationalen Wissens- und Erfahrungsaustausches.

Der Wandel hält an
Manfred Horvath Photographie - www.manfredhorvath.at
Manfred Horvath Photographie - www.manfredhorvath.at
Mit der oftmaligen Änderung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ging die strukturelle Änderung der Kulturlandschaft einher: Mechanisierung und „moderner Wasserbau“ führten zu einer Ausdehnung der intensiv bewirtschafteten Flächen, und der Ausstieg aus der Viehwirtschaft brachte ab den 1960er Jahren Beweidung und Mahd zum Erliegen. Hutweiden und Trockenrasen gelten seither als bedrohte Lebensräume. Und mit der anhaltenden Verbrachung und Verbuschung aufgelassener Weingartenflächen wie mit der Zunahme an Mais-, Zuckerrüben und Sonnenblumenfeldern droht eine ökologische Verarmung der Kulturlandschaft.